Der aufrechte Gang

Geschichte der Menschheit - Teil 1

Die Evolution des Menschen in Schnappschüssen - bahnbrechende Erkenntnisse - die Wissenschaft ist um eine Dimension reicher!
der Mensch in verschiedenen Stadien der Evolution
Bild von Joe auf Pixabay

Tiefer Fall und der erste Schritt auf zwei Beinen

Erst vor ein paar Monaten stießen Perlentaucher in einer Muschelkalkhöhle inmitten der südwestlichen Sahara auf schriftliche Zeugnisse, die nachweislich aus prähistorischer Zeit stammen. In Rekordzeit wurden diese übersetzt und liefern nun faszinierende Einblicke in die Anfänge der Menschheit. Jetzt ist es bewiesen. Schon von Beginn an trieben außergewöhnliche Individuen mit Wagemut und Erfindungsreichtum die Geschichte des Menschen voran, womit sie unsere Art schließlich auf den Thron der Schöpfung pflanzten.
Lesezeit: 6 Minuten

Kolumne: Der Mensch erhebt sich auf zwei Beine

Die Geschichte der Menschwerdung ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Es wird Zeit, dass wir endlich etwas Licht hinein bringen. Charles Darwin vertrat die Überzeugung, die Entstehung der Arten habe sich über kaum vorstellbar lange Zeiträume hingezogen, wobei gravierende Veränderungen der Lebensbedingungen regelrechte Schübe ausgelöst hätten. Dass aber ein einzelnes einschneidendes, ja geradezu epochales Ereignis die Trennung der Stammbäume von Affe und Mensch besiegelte, so dass heute erstere hinter dem Zaun herumtollen, während zweitere den Kot hinter ihnen wegräumen, hätte sich Darwin niemals träumen lassen.

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Wir schreiben das Jahr 7.451.967 vor unserer Zeitrechnung, ein Dienstag, es ist Viertel vor zwei. Adam gähnt wohlig und blinzelt in den blauen Himmel, der sich über dem Blätterdach wölbt. An der bemoosten Astgabel in seinem Rücken rubbelt er sich eine Laus aus dem Fell. Dann schlägt er ein Bein über das andere, verschränkt die Hände im Nacken und zählt die Zehen an seinem Fuß. „Tschelp, tschelp, tschelp …“, zwitschert ein Sperling in Endlosschleife. Mehr Abwechslung im Rhythmus und der Mut, auch andere Stufen der Tonleiter zu erklimmen, würden dem Piepmatz die Brautsuche erleichtern. Zu seiner Rechten und von dem Barden gänzlich unbemerkt, frisst eine fette, haarige Raupe einen Halbmond in ein Blatt, der sich bald schon zu einem Vollmond ausdehnt. Adam schnappt nach ihr, der Vogel schreckt auf und fliegt davon. Gelangweilt begutachtet er das Insekt. Dann steckt er es sich zwischen die Zähne, beißt zu und lässt sich die nussige Füllung auf der Zungenspitze zergehen. Bäuchlings in der Astgabel über im, das Hinterteil verführerisch ausgefahren, fläzt sich Eva, die Arme und Beine vertrauensselig der Schwerkraft überlassen. Er könnte hochklettern, die Gelegenheit ist günstig, doch Eva steht nicht auf Überraschungen und der Chef nicht auf Nebenbuhler. Rundherum schnarchen die anderen der Sippe, gelegentlich eine Flatulenz – nicht jeder verträgt die Rohkost. Unten, am Waldboden, wühlt sich eine Horde Wildschweine durchs Unterholz. Adam lauscht dem fernen Rauschen des Wasserfalls und gleitet sanft ins Reich der Träume hinüber. Wohlig entspannt und nichts Böses ahnend, gleitet er wie ein Klumpen klebriger Brotteig von seiner nicht TÜV-geprüften Lagerstätte im Geäst und strebt ungebremst dem Erdmittelpunkt entgegen, den er vermutlich auch erreicht hätte, wenn nicht ein am Boden grasender Tapir seine Flugbahn gekreuzt und die Fallgeschwindigkeit abrupt auf Null gebremst hätte. Unsanft aus seinem Traum geweckt, glotzt Adam in das in Falten gelegte Rüsselgesicht des als gemeinhin sehr gelassen geltenden Unpaarhufers, der sich, fassungslos und empört über eine derartige Respektlosigkeit, grunzend davon schleppt. Doch auch für Adam und in der Folge für die gesamte Menschheit bleibt diese Kollision nicht ohne Konsequenzen.

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Unsägliche Schmerzen schneiden sich Adam durch Mark und Bein. Die Knochen sind wohl nicht gebrochen, haben sich aber irgendwie neu sortiert. Der Rücken fühlt sich plötzlich unangenehm gerade an. Das Becken ist vorgeschoben, die Schultern biegen sich nach hinten. Er kann nicht einmal mehr die Füße hinter dem Kopf verschränken, um sich zum Trost den Schritt zu lecken. „Wenn sich das nicht mehr einrenken lässt, kann ich das Klettern vergessen“, denkt er und schaut ratlos an sich hinunter.

veröffentlicht: 11.12. 2024, überarbeitet: 11.12. 2024
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