Sagenhafte Odenwald-Wanderung zur Burg Rodenstein

Premiumwanderung zur Burg Rodenstein

Die raue Landschaft inmitten der fruchtbaren, lieblichen Ebenen von Rhein, Neckar und Main hat seit jeher die Phantasie der Menschen angeregt. Ein paar davon hat Werner Bergengruen in Das Buch Rodenstein zusammengefasst. Diese 12 Kilometer lange Rundwanderung folgt der Markierung R1 (grüne Schrift vor weißem Hintergrund). Sie gehört zu den Premiumwegen "Wanderbarer Odenwald". Mit 360 Höhenmetern ist die Rundtour nicht allzu schweißtreibend. Unterwegs erwarten uns Panoramablicke über die hügelige Kulturlandschaft und Passagen durch schattigen Buchenwald. Der junge Offizier in meiner Kurzgeschichte nimmt denselben Weg, doch für ihn endet er an der Burg Rodenstein.

Wegbeschreibung Sagenweg Wildweibchenstein

Passend zum Thema der Wanderung verwandelt sich das Städtchen Reichelsheim im Rahmen der Märchen- und Sagen-Tage am letzten Wochenende im Oktober in ein Reich der Riesen, Hexen, Zauberer und Fabelwesen. Da der Sagenweg Wildweibchenstein zu den Qualitätswanderungen im Odenwald gehört, müssen wir uns um die Wegfindung nicht sorgen. Die R1 ist durchgängig gut markiert. Sie führt westlich aus der Stadt hinaus. Wenn wir morgens starten, haben wir also die Sonne im Rücken. Falls sie nicht scheint, sucht sich der erfahrene Wanderer eine Kirche, denn die sind, sofern die baulichen Voraussetzungen gegeben sind, in der Regel nach Osten ausgerichtet. Wir schauen also, wo sich die Apsis mit dem Chor befindet, und gehen in die entgegengesetzte Richtung. Wem das zu abenteuerlich erscheint, der fragt einfach, in welcher Richtung es zum Reichelsheimer Friedhof geht.

Fünfhundert Meter nach dem Friedhof erreichen wir den Richtplatz, auf dem einst die Galgenvögel der Region ihr Ende fanden. Ursprünglich war der Galgen an anderer Stelle aufgerichtet, doch eine Gräfin des nahen Schlosses, die sich beim Blick über ihre Ländereien durch baumelnde Zeitgenossen gestört fühlte, regte nachdrücklich die Verlegung an den neuen Ort an. Heute erinnert nichts mehr an die schnörkellose Gerichtsbarkeit von damals oder sellemols, wie es im Kurpfälzischen so treffend heißt. Wir wandern durch Feld, Wald und Wiese. Mit ein bisschen Glück zieht über unseren Köpfen ein Rotmilan auf der Suche nach Beute seine Kreise. So erreichen wir die nächste Etappe unserer Wanderung, den Naturparkplatz Freiheit in Laudenau.

Von dort aus wird es richtig sagenhaft, denn nun tauchen wir in den schattigen Buchenwald ein. Links von uns, den Hang hinauf, liegt die Felsgruppe des Wildweibchensteins. Ein paar Hundert Meter weiter plätschert der Fallende Bach hinab und kreuzt unseren Weg - was er allerdings nur in feuchten Jahren tut. Jetzt ist es auch nicht mehr weit bis zur Burg Rodenstein, deren größtenteils verfallene Mauern kaum zwischen den Buchen auszumachen sind. Wie vielerorts nach Verlassen einer Burg wurde die Bausubstanz als Steinbruch genutzt. Die Steine dürften noch heute in den umliegenden Dörfern verbaut worden sein. In meiner Kurzgeschichte Burg Rodenstein und die Sage vom Geisterheer findet sich einer als Türsturz in einem Reichelsheimer Wirtshaus wieder.

Unweit der Burg passieren wir das Eichbrünnchen. Wer an einem Sonntag geboren wurde, sollte achtgeben, denn laut einer Überlieferung zeigt der Brunnen Sonntagskindern fabelhafte Erscheinungen. Sein Wasser soll stärkend und vitalisierend sein, weswegen einst die Kinder Gegend damit getauft wurden. Das Gelände wird nun lichter und wir wandern mit schönen Panoramablicken auf Reichelsheim und das Schloss Reichenberg weiter. Die Anlage liegt ein Stück links des Wegs und wegen ihrer exponierten Lage auf dem Schlossberg weithin sichtbar. Sie wird heute als Tagungsstätte genutzt. Jetzt steigen wird nur noch den Schlossberg hinab und gelangen so zurück nach Reichelsheim, wo wir uns in einem urigen Wirtshaus mit Äppelwoi und Kochkäs stärken.